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  • AutorenbildLea Metz

Wie Du Dich gesünder Atmest

Aktualisiert: 26. März

Menschen, die sich auf dem Yogaweg befinden, wissen: Atem ist Leben. Doch was liegt genau dahinter? Wieso atmen wir dennoch manchmal “falsch”? Wie atmen wir “richtig”? Und was hat die Atmung mit unserem “zweiten Herz” zu tun?



Atmen für unser zweites Herz

Du kennst bestimmt Atemübungen aus dem Yoga. Praktizierst regelmäßig Pranayama. Oder hast von “The Iceman” Wim Hof und seiner Wim Hof Methode gehört? Das Atmen hat einen direkten Einfluss auf das Nervensystem, kontrolliert unsere Immunreaktion und hat die Kraft, Gesundheit wiederherzustellen. Gekonntes Atmen verbessert den Energiehaushalt. Reinigt den Körper. Reduziert Stressempfindung. Reguliert das Nervensystem und stärkt das Immunsystem. Und noch so viel mehr …

Ein durchschnittlicher Erwachsener nutzt nur um die 10% der Kapazität des Zwerchfells. (aus “Breath: The New Science of a Lost Art”, by James Nestor, 2020) 10 Prozent! Eine oberflächliche Nutzung des Zwerchfells stellt eine Belastung für das Herz dar, erhöht den Blutdruck und verantwortet eine geballte Ladung an Kreislaufproblemen. Wenn wir uns angewöhnen, tiefer einzuatmen und 50% der Kapazität des Zwerchfells zu nutzen, würde dies in weitere Folge zu einer enormen Entlastung des Herzkreislauf Systems führen und dem Körper darüber hinaus erlauben, effizienter zu arbeiten. Dies ist übrigens auch der Grund, warum das Zwerchfell oft als “zweites Herz” bezeichnet wird.


Atmung – ein weites, unbekanntes Feld

Die Wissenschaft hat erst begonnen, dieses Feld zu erkunden und Messungen anhand von Daten von den letzten zwanzig Jahren von über 5.200 Individuen durchzuführen. Das Resultat: dass der einflussreichste Indikator der Lebenserwartung die Lungenkapazität ist. ((aus “Breath: The New Science of a Lost Art”, by James Nestor, 2020) Die Atmung wirkt sich sowohl direkt a unsere Hormone aus, als auch auf die Chemikalien, die den Blutdruck senken und die Verdauung erleichtern. Der Atem reguliert unseren Herzschlag, die Muskelgesundheit als auch das Wachstumspotenzial. Beabsichtigtes tiefes Atmen kann Muskelverspannungen vorbeugen als auch von innen heraus mechanisch behandeln. Anders gesagt: all unsere physischen Strukturen brauchen Sauerstoff. Einmal aufgenommen von der Lunge wird der Sauerstoff über den Blutkreislauf in den Körper transportiert. Anders gesagt: Atmen – und das ist für dich vermutlich keine Überraschung – ist Leben.


Der richtige Weg ist durch die Nase

Die Nase ist quasi der Türsteher der Lunge. Er ist Pharmazeut des Geistes und Wetterfahne unserer Emotionen. Die geniale Struktur der Nase bietet einen einzigartigen Abwehrmechanismus. Die Schleimhaut in der Nase befeuchtet und wärmt die Luft, die folglich durch den Hals ihren Weg zur Lunge antritt. Die Nasenhaare fangen kleinste Partikel ab und verhindern dadurch Luftverschmutzungen einzuatmen.

Das Atmen durch die Nase erlaubt 18% mehr Sauerstoffzufuhr als das Atmen durch den Mund. Dafür ist ein Molekül namens nitric oxide verantwortlich, das von den Nebenhöhlen freigegeben wird. Es spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Zirkulation und den Transport von Sauerstoff zur Zelle hin anzukurbeln. Läufer:innen aufgepasst! Dr. John Douillard ist davon überzeugt, dass schon allein das Atmen durch die Nase, zu einer Halbierung der Anstrengung und zu beachtlichen Unterschieden in der Ausdauer und Kondition führen kann. (aus “Breath: The New Science of a Lost Art”, by James Nestor, 2020)


Brustatmung – nur eine halbe Sache?

Wenn sich der Bauch während der Atmung nicht hebt und senkt, wird nur ein Teil der Lunge genutzt. Man könnte auch sagen: Die Brustatmung – und Stressatmung – ist nur ein halber Atemzug. Abgesehen davon setzt sich die kohlendioxidreiche Luft im ungenutzten Bereich ab und bleibt genau dort wo sie ist. Diese Brustatmung kann also zu einer gefährlichen Angewohnheit werden, da sie zu einer Verminderung der Zwerchfell- und Lungenkapazität führt.


Evolutionäre Ursachen für die Brustatmung

Warum atmen wir nicht auf natürliche Weise korrekt? Ist Evolution nicht schlauer? Dies sollte hervorgehoben werden: Evolution ist sehr schlau, und hätte uns keine Steine in den Weg gelegt. Wäre ja nicht sehr förderlich. Wir Menschen und unsere Geschichte, sind jedoch nicht wirklich gute Beispiele des evolutionären Prozesses. Wir haben die Dinge in unsere eigene Hand genommen und die Entwicklung in eine andere Richtung gelenkt. Der entscheidende Moment war, als wir begonnen haben, Nahrung zu prozessieren.

In dem Buch Breath: The New Science of a Lost Art” von James Nestor findet sich dazu folgende Theorie: Mit der Fähigkeit, Werkzeuge und Feuer herzustellen, erweiterte sich die Nahrungsbandbreite. Wir konnten nun Nahrung, die nicht für uns vorgesehen war, verarbeiten und an unsere Bedürfnisse anpassen. Die Hauptaufgabe Essen zu finden, um zu überleben, wurde wesentlich leichter, und dies hatte auch physische Änderungen zufolge. Das Gehirn wuchs durch den enormen Nahrungszuschuss und durch den wesentlich geringeren Kau-Aufwand haben sich der Mund, die Nasenhöhlen als auch die Atemwege zurückgebildet um mehr Platz für das Gehirn bieten zu können.

Diese physiologischen Veränderungen haben auch Nachteile mit sich gebracht. Die Verengung von Mund, Nase und den Atemwegen hat uns der natürlichen Fähigkeit voll einzuatmen beraubt. Die Nase hat sich an die veränderten Umstände – innen und außen – so gut wie möglich angepasst. Der Abwehrmechanismus der Nase ist allerdings mehr gefragt denn je, da unsere Umwelt in vielen Breitengraden verschmutzter ist denn jeher.

Die Nase hat sich sogar an unterschiedliche Klimazonen angepasst. Das ist der Grund warum die meisten Nasen in nördlicheren Ländern eher schmal und lang sind, im Gegensatz zu sehr vielen Nasen in südlichen Ländern, wo die Luft nicht mehr so sehr aufgewärmt werden muss. All diese notwendigen Vorgänge sind nicht vorhanden, wenn man durch den Mund atmet. Physiologisch betrachtet, die Nase ist zum Atmen da, der Mund zum Essen.


Die heilende Kraft von Atemübungen

Atemübungen sind sehr kraftvolle Werkzeuge. Und die Wissenschaft entdeckt laufend neue Bruchteile des gesamten Puzzles. Aktuell wäre es jedoch unverantwortlich, sich zu einer Wahrheit zu bekennen. Es bedarf eindeutig mehr Forschung auf diesem Gebiet. Wie mit allem anderen, das unseren Körper und Geist betrifft, ist Atmen individuell und sollte auch genauso behandelt werden.

Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass beabsichtigtes, tiefes Atmen für jeden Menschen gut ist. Darum sind auch bewusste Atemübungen ausgezeichnete Tools, von denen wir alle Gebrauch machen sollten. Die genaue Technik für dich und das Timing wirst du selbst herausfinden müssen. Es bedarf wirklich nicht mehr als 5 Minuten tiefes Atmen und ungeteilte Aufmerksamkeit.

Ich würde wärmsten empfehlen im Vorhinein Platz in deinem Kalender zu schaffen und vorzubereiten was möglich ist, um dein Vorhaben zu erleichtern. Vorbereitung ist das A und O um eine neue Gewohnheit zu etablieren. Was auch immer du entscheidest auszuprobieren, sei engagiert und gib deinem Vorhaben eine wirkliche Chance und vor allem deine Geduld. Sich neue Gewohnheiten anzueignen ist ein Prozess, es gibt keine schnelle, einfache Lösung hierfür.

Der Fokus ist auf dich selbst gerichtet, die Intention ist Beobachtungen anzustellen und sich selbst besser kennenzulernen, um eine neue Gewohnheit nachhaltige ins Leben eingliedern zu können.


Atemübung – Full Yogic Breath

Morgens 5min: Tiefe Bauchatmung (Full Yogic Breath). Tief in den Bauch einatmen und dann den Brustbereich ausfüllen. Halte hier einen Moment inne. Danach, presse all die Luft aus dem Bauch heraus und entleere die Lunge. Im Laufe der Zeit lass deine Atemzüge immer länger und tiefer werden.

Das Anhalten der Luft wirkt Energie-gebend für Körper und Geist und gibt der Lunge mehr Zeit Sauerstoff aufzunehmen und weiterzuschicken. Kinder und Frauen, die gerade ein Kind erwarten, bitte ohne Atempausen praktizieren!

Abends 5min: Tiefe Bauchatmung (Full Yogic Breath) und diesmal halten wir einen Moment inne nach der Ausatmung. Nach der Ausatmung anzuhalten hat einen beruhigenden Effekt auf Körper und Geist. Dieser Artikel ist auch auf YogaZeit.at erschienen. Als auch auf englisch auf Wellbeingmagazine.com .



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